Neurogene Faszientherapie

Die neurogene Faszientherapie ist eine moderne, evidenz-basierte Behandlungsmethode, die sich an der Anatomie, Physiologie und Morphologie der Faszien orientiert. Neurofasziale Pathologien und Dysfunktionen werden anhand von faszialen Tests analysiert und mittels Sensibilitätstests exakt lokalisiert. Die Behandlung erfolgt befundorientiert und führt unmittelbar zu einer Veränderung der faszialen Spannungen. Das Ergebnis kann sofort evaluiert werden, dies ergibt eine klare Vorgabe für die weiteren Therapieschritte.

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Das Nervensystem wird von den Faszien getragen, geführt, ernährt, innerviert, gegen andere Strukturen abgegrenzt, von Kräften entkoppelt und beweglich gehalten. Das Netzwerk der Faszien stellt die Grundlage der Gesundheit, der einwandfreien Funktion und der Mobilität des Nervensystems dar.

Nerven sind sowohl starken Dehnungen als auch kräftigen Kompressionen ausgesetzt wobei sie selbst unter sehr hohen Belastungen die uneingeschränkte Funktion aufrecht halten können. Entscheidend hierfür ist die enge Verbindung zum Bindegewebe. Faszien bilden eine kontinuierliche Umhüllung um das Nervensystem, sozusagen ein durchgehendes Kompartiment. In dieses sind die Nerven eingebettet, an bestimmten Stellen fixiert und werden an anderen gleitend geführt.

Der Begriff Neurofaszie beschreibt diese Einheit des Nervensystems mit den umgebenden und durchziehenden faszialen Strukturen. Periphere Nerven bestehen zu 50 bis 90% aus Faszien. Dieser hohe bindegewebige Anteil ist sowohl funktionell notwendig, als auch therapeutisch relevant, weil die Faszien das Nervengewebe von äußeren Einflüssen entkoppeln.

Die Ausbildung in „neurogener Faszientherapie“ vermittelt die anatomischen und physiologischen Grundlagen, die Pathologien sowie die strukturelle Therapie der Neurofaszien. Es werden die Verbindungen zu den viszeralen und somatischen Faszien dargestellt und die neurofaszialen Ketten von der zentralen Dura bis zum den peripheren Nerven vermittelt.

Restriktionen der Neurofaszien führen zu eingeschränkter Mobilität des Nerven, zu Zirkulationsstörung und zu einer Reizung des Nervengewebes, was Ursache zahlreicher Symptomatiken sein kann, wie etwa Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, Parästhesien und motorische Fehlsteuerungen. Durch manuelle Techniken kann die Mobilität des Nervensystems wieder erhöht werden. Ziel der Arbeitstechniken ist es, Restriktionen und Einschränkungen erkennen zu können und die freie Beweglichkeit des Nervengewebes wiederherzustellen.

Der zweite große Schwerpunkt der Neurogenen Faszientherapie ist eine reflektorisch-funktionelle Wirkung. Diese erfolgt einerseits durch eine segmentale Wirkung über den Sympathikus und andererseits über die Regulation des Parasymapathikus.
Die segmentale Therapie des Sympathikus unterstützt sowohl die systemische Zirkulation als auch die Trophik der einzelnen Organe und Gewebe des Körpers.
Die parasympathische Regulation erfolgt gemäß den neuesten Erkenntnissen der Polyvagal-Theorie über den ventralen Vagus in Verbindung zu den Cranialnerven und über den dorsalen Vagus über die Viszera.

Die Gesamtausbildung in neurogener Faszientherapie umfasst folgende Module: 

Modul 1: Neurofaszien der Oberen Extremität (Plexus brachialis und Plexus cervicalis)
Modul 2: Neurofaszien der Unteren Extremität (Plexus lumbalis und Plexus sacralis)
Modul 3: Neurofaszien des Rumpfes und der Wirbelsäule (Thorakalnerven und Dura mater)
Modul 4: Neurofaszien des Schädels und des Halses (Cranialnerven)
Modul 5: Segmentale Faszientherapie (Innervation der Fasziatome)
Modul 6: Das Vegetativum (vegetative Regulation des Organismus)
Modul 7: Sympathikustherapie (regionale Innervation und Stoffwechselfunktion)
Modul 8: Neurovaskuläre Therapie (Regulation der Durchblutung und der Trophik)
Modul 9: Klinik der neurogenen Faszientherapie (therapeutische Anwendungen)
Diplomprüfung: freiwillige Prüfung in neurogener Fasziopathie

Reihenfolge der Module:
Modul 1 bis 6 können in beliebiger Reihenfolge belegt werden, es wird jedoch empfohlen mit Modul 1 zu beginnen.
Modul 7 kann erst nach den Modulen 1 bis 5 besucht werden.